Frauen dürfen nicht wählen. Wie das? Vor 100 Jahren war das Realität. Erst ab November 1918 konnten sie abstimmen und als Politikerin kandidieren. Die ersten Wahlen fanden 1919 statt: Zehn Prozent der Potsdamer Stadtverordneten waren nun weiblich.
Marie Juchacz – Gründerin der Arbeiterwohlfahrt und Namenspatronin einer Straße im Kirchsteigfeld – wurde im Potsdamer Wahlkreis für die SPD in die Nationalversammlung gewählt und trat dort als erste Frau ans Mikrofon.
Mehr als ein Jahrhundert kämpften Frauen weltweit für ihr Recht auf politische Mitwirkung, auch unter Einsatz ihres Lebens. Als es endlich soweit war, mussten geeignete Wahl-Räume gefunden werden, in denen sich auch Frauen aufhalten konnten. Zuvor fanden Abstimmungen oft in verrauchten Kneipen statt – „Wahllokale“ eben.
100 Tage lang wird Deutschlands einziges Frauenwahllokal im Potsdamer Café „Evas Sünde“ (Dortustr. 22) an diese aufregende Zeit erinnern und für mehr Teilhabe von Frauen in der Politik werben. Die Gäste des Lokals können von November 2018 bis März 2019: eine Ausstellung und Lesungen besuchen, Politikerinnen kennenlernen, eigene Wege in die Politik erkunden, Kino im Filmmuseum genießen, Suffragetten-Eis essen… und am 18. März 2019 ins Museum Barberini kommen, wo wir das 100. Jubiläum des ersten Treffens der Potsdamer Parlamentarierinnen mit ihren männlichen Kollegen begehen.
SPD-Wahlplakat 1919, bearbeitet von @frauenwahllokal, Original im Archiv der deutschen Frauen